Juniorprofessorin der Fakultät bei Uni-Strategiedialog dabei

17. Juni 2021 / HKom+kur

Mutige Forschung beim zweiten Strategiedialog: Mehr als 50 Forschende, Nachwuchswissenschaftler*innen sowie Universitätsleitung und Rektoratsmitglieder haben online am zweiten Strategiedialog der Universität Stuttgart teilgenommen. Sie diskutierten gemeinsam zum Thema „Bold research“.
[Bild: aha! film GmbH]

„Für die Universität Stuttgart bedeutet ‚Bold research‘, den Mut zum Risiko zu haben, unkonventionelle Ansätze zu verfolgen und gewagte Experimente durchzuführen – in einer Universitätskultur, die interdisziplinär und offen für neue, kreative Ideen sein will“, sagt Rektor Wolfram Ressel. Mit dabei: Juniorprofessorin Carina Bringedal, Ph. D., vom Institut für Wasser- und Umweltsystemmodellierung, Lehrstuhl für Hydromechanik und Hydrosystemmodellierung (IWS-LH²) der Fakultät.

„Um den großen Herausforderungen unserer Zeit vom Klimawandel bis zur sozialen Ungleichheit zu begegnen, müssen wir mehr tun, um die Grenzen zwischen den Fachbereichen und Disziplinen zu überwinden.“ Auch Wissenschaftsministerin Theresia Bauer ist zu Gast beim Strategiedialog. „Für mich ist mutige Forschung mehr als ein Name. Es ist mehr als eine Idee, der unsere Universitäten und Forschungsinstitute folgen. Für mich ist mutige Forschung seit zehn Jahren ein bestimmendes Ziel und Leitbild der Wissenschaftspolitik“, sagt sie. Viele Projekte hätten damit begonnen, dass jemand mit einer guten Idee nach den Sternen gegriffen habe. Als Beispiel dafür nennt die Ministerin die ARENA 2036, das Cyber Valley oder den InnovationsCampus Mobilität der Zukunft der Universität Stuttgart.

Der zweite Strategiedialog bietet Forschenden die Möglichkeit, sich virtuell zu treffen und auszutauschen. „Es geht darum, gemeinsam als Team auf eine Reise zu gehen. Kommunikation und Gespräche sind wichtig, um sich gegenseitig zu unterstützen und mutige Ideen zu entwickeln“, sagt Felix Rundel, Co-Gründer der Agentur futurehain, der als Moderator durch die Veranstaltung führt. In kleinen Gruppen stellen junge Wissenschaftler*innen ihre Ideen vor und diskutieren diese anschließend mit erfahreneren Professor*innen. Hier die kurze Vorstellung der Idee von Jun.-Prof. Bringedal vom IWS-LH²:

Instabilität von Böden durch Salzwasser

Wie hilft Mathematik ökologische Probleme zu lösen? Die Antwort darauf hat Carina Bringedal, Juniorprofessorin am Institut für Wasser- und Umweltsystemmodellierung (IWS). Sie forscht zum Salzgehalt in Wasser. In mediterranen Ländern wie Tunesien verdunstet Wasser aus den oberen Bodenschichten schnell, wenn die Sonne darauf scheint. Das im Wasser enthaltene Salz bleibt dabei im Boden zurück und die Salzkonzentration im Restwasser des Bodens erhöht sich. Dadurch wird der Boden für Pflanzen unfruchtbar und nicht mehr für die Landwirtschaft nutzbar. Bringedal untersucht mathematisch die Dichte des Wassers, da diese von der Salzkonzentration abhängt. „Wenn das Wasser viel Salz enthält, dann ist die Dichte höher“, sagt die Wissenschaftlerin. „Im Boden entsteht oben eine dichtere Flüssigkeit als unten. So entsteht ein System, das unter dem Einfluss der Schwerkraft instabil wird.“
Durch das instabile System kann eine Abwärtsströmung ausgelöst werden, die die höhere Salzkonzentration abtransportiert. Bringedal sucht nach Kriterien, wann die Instabilitäten auftreten. „Sie hängen von der Permeabilität des Bodens ab“, sagt sie. „Wie einfach ist es für das Wasser zu strömen? Und wie stark ist die Verdunstung? Ich habe festgestellt, dass viele Parameter wichtig sind, um vorherzusagen, ob Instabilitäten auftreten.“

Bringedals Forschungsidee weckt großes Interesse bei den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Strategiedialogs. Prof. Rainer Helmig vom Institut für Wasser- und Umweltsystemmodellierung ergänzt, dass der Salzgehalt im Wasser nicht nur ein Problem für Böden sein kann, sondern auch für Gebäude. In mediterranen Städten habe das Salz in Betonmauern von Gebäuden einen Einfluss auf deren Lebenszeit. Große Änderungen in der Salzkonzentration führen auch hier zu großen Unterschieden in der Dichte des Wassers, wodurch Instabilitäten entstehen. Er ergänzt, dass Forschende bei einem Projekt in Israel versuchen, die Wasserverdunstung mit einer Membran zu kontrollieren. Auch Bringedal möchte herausfinden, wie sie Instabilitäten verhindern kann. „Es war sehr hilfreich Feedback von anderen Professorinnen und Professoren zu bekommen“, sagt sie. „Sie haben viele Verbindungen zu anderen Forschenden und wissen, wen man kontaktieren sollte, um mehr zu lernen.“

Strategiedialog fördert Interdisziplinarität

Die Universität Stuttgart unterstützt Wissenschaftler*innen die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam zu meistern - in interdisziplinären Kooperationen, befeuert durch persönliche und fachliche Netzwerke und im Geiste des „Stuttgarter Wegs“. 2020 lag der Fokus des Strategiedialogs auf Nachhaltigkeit. Ein Ergebnis daraus ist das Green Office, das derzeit eröffnet wird. Der zweite Strategiedialog ermutigt die Forschenden, Risiken einzugehen und unkonventionellen Ansätzen zu folgen. „Nur diejenigen, die es wagen im Großen zu scheitern, können jemals etwas Großes erreichen“, zitiert Rektor Ressel Robert F. Kennedy und setzt sich dafür ein, eine Kultur zu schaffen, in der Wissenschaftler*innen entspannter mit Rückschlägen umgehen können. Die Strategiedialoge werden als Reihe fortgeführt. Sie knüpfen an die positiven Erfahrungen in den uniweiten SWOT-Workshops vor dem Antrag auf Exzellenzuniversität an und sind eine der Maßnahmen der DFG-„Universitätspauschale“.

Jun.-Prof.in C. Bringedal, Ph. D.

Mehr zum 2. Strategiedialog

Kontakt Jun.-Prof.in Carina Bringedal, Ph. D., Institut für Wasser- und Umweltsystemmodellierung (IWS-LH²), Pfaffenwaldring 5a, 70569 Stuttgart, +49 711 685-66332, Fax: +49 711 685-60037, carina.bringedal@iws.uni-stuttgart.de
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